Zivilgesellschaft, die Perspektiven schafft

Vor 13 Jahren zündete der Funke der Revolution in Syrien. Seitdem kämpfen Frauen im Norden unermüdlich für ihre Freiheit, während sich das Land um sie herum dramatisch verändert.

Frauenorganisationen haben mit vielen Herausforderungen zu kämpfen, allen voran die patriarchalen Strukturen. Aktivistinnen, die sich für die Rechte von Frauen einsetzen, werden in Nordwestsyrien bedroht und sogar angegriffen. Dazu behindern lokale Behörden ihre Arbeit auf administrativer Ebene. Doch das hält unsere Partnerinnen nicht davon ab, andere Frauen zu empowern.

In der von Gewalt und Krieg geprägten Region Idlib, die dazu noch von Dschihadisten kontrolliert wird, setzen sich Aktivistinnen besonders für die Rechte und das Wohl von Frauen und Mädchen ein. Wegen des Mangels an regulärer Schulbildung bieten sie Binnenvertriebenen Alphabetisierungskurse an. Darüber hinaus ermöglichen Schulungen und Ausbildungsprogramme den Teilnehmerinnen, finanzielle Unabhängigkeit zu erlangen und ihre Zukunft aktiv zu gestalten.

Unsere Partnerinnen in Nordsyrien kämpfen nicht nur für Bildung, sondern auch für gewaltfreie Erziehung und leisten wichtige psychologische Unterstützung. Sie informieren Frauen über ihre Rechte, bieten juristische Hilfe an und organisieren Selbstverteidigungskurse. Parallel dazu bauen sie Netzwerke auf, die Sicherheit und Schutz bieten sollen – eine dringend notwendige Maßnahme, da viele Schutzräume und Zentren aufgrund von Finanzierungsproblemen bereits schließen mussten.


„Ich kann mir kaum vorstellen, dass eine Frau oder ein Mädchen hier in der Lage ist, sich vollständig vor Gewalt zu schützen.“

Anas Al-Rawi, Leiter des Hooz-Zentrums in Al-Bab und Azaz. 2014 floh er vor der Machtübernahme des IS ins Ausland. Nach dessen Niederlage im Nordwesten Syriens kam Anas zurück und baute zivile Zentren in den ehemaligen IS-Hochburgen Al-Bab und Azaz auf, um der islamistischen Ideologie entgegenzuwirken.

Viele Überlebende geschlechtsspezifischer Gewalt bleiben somit ohne Unterstützung zurück, dabei benötigen sie dringend psychologische Betreuung. Unsere Partnerinnen bieten ihnen psychosozialen Support, doch die Ressourcen sind begrenzt. 


 „Wir leisten, was in unserer Macht steht, doch die dringend benötigte Unterstützung von außen ist nach den Kriegen in Gaza und der Ukraine deutlich zurückgegangen. Viele Länder gehen fälschlicherweise davon aus, dass sich Syrien bereits in einem Erholungsprozess befindet.“

Souad Al-Aswad, Leiterin des Frauenprojekts „Change Makers“ in Idlib. Fünf Jahre leitete sie das Zentrum in Kafranbel, dann musste sie 2019 vor der vorrückenden Assad-Armee fliehen. Sie baute ihr Zentrum kurzerhand weiter nördlich in Salqin wieder auf und unterstützt dort selbst geflüchtete Frauen. Im Juni 2020 machte sie sich in einer Rede auf der von EU und UN ausgerichteten Brüsseler Syrien-Konferenz für Frauenrechte stark.

Mit den wenigen Ressourcen ist unseren Partnerinnen daran gelegen, Hilfsgelder so einzusetzen, dass sie den größtmöglichen Effekt erzielen. Sie beobachten oft, dass Hilfe für Frauen auf stereotypen Vorstellungen basiert und sich nicht an den tatsächlichen Bedürfnissen vor Ort orientiert:


„Viele der Angebote für Frauen in den Lagern sind nur bedingt sinnvoll: Sie lernen Nähen oder wie man Haare frisiert. Das ist der falsche Ansatz. Was wir brauchen, sind Maßnahmen, die passgenau auf die Lebensrealitäten, Wünsche und Herausforderungen der Frauen hier abgestimmt sind.“

Safa Kamel ist die Leiterin der Fraueninitiative „KLYA“ („Kay la yumha al-athar), was frei ins Deutsche übersetzt “Der bleibende Effekt“ bedeutet. Wie die meisten der Aktivistinnen bei KLYA hat auch Safa als Binnenvertriebene in einem Flüchtlingscamp gelebt und kennt die Herausforderungen aus eigener Erfahrung. Hilfe zur Selbsthilfe ist ihr deshalb sehr wichtig. Im Fokus stehen dabei marginalisierte Gruppen, darunter Binnenvertriebene und ortsansässige Kurd*innen.

Kaum jemand verfügt über so viel Expertise wie unsere Partnerinnen vor Ort. Sie kennen die lokalen Gegebenheiten und haben ein tiefes Verständnis für die Menschen in Not. Ihre Arbeit soll nicht nur kurzfristig, sondern nachhaltige Wirkung entfalten.

Deshalb ist Ihre Unterstützung jetzt entscheidend. Durch Ihre Spende können wir sicherstellen, dass unsere Partnerorganisationen weiterhin wirksame Hilfe leisten – genau dort, wo sie dringend gebraucht wird. Jeder Beitrag hilft dabei, Frauen zu stärken, ihre Sicherheit zu gewährleisten und ihnen die Möglichkeit zu geben, sich und ihre Familien vor Gewalt und Armut zu schützen.