Vor fünf Jahren kam es in Syrien zum schwersten Chemiewaffeneinsatz der letzten 30 Jahre mit rund 1000 Toten. Niemand wurde zur Rechenschaft gezogen. Was bedeutet das für die Überlebenden, was heißt das für das internationale Wertesystem?
Am 21. August 2013 starben rund 1000 Menschen im damals von oppositionellen Milizen kontrollierten Ost-Ghouta nahe der syrischen Hauptstadt Damaskus am Giftgas Sarin. Bis heute bleibt das Verbrechen ungesühnt. Die Straflosigkeit hat zahlreiche Konsequenzen. So wurden seit 2013 im Syrien-Krieg immer wieder Giftgase eingesetzt, Tausende durch chemische Waffen verletzt, hunderte getötet – in Khan Sheikoun, in Saraqib, in Douma und an vielen anderen Orten.
Obwohl in vielen Fällen die UN die Täterschaft des Assad-Regimes beweisen konnte, mussten die Täter bis heute kaum fürchten, zur Rechenschaft gezogen zu werden. Im Gegenteil: Das Assad-Regime hat fast alle Landesteile zurückerobert – und darf bereits auf internationale Anerkennung und Unterstützung beim Wiederaufbau hoffen. Die Lektion der Geschichte: Kriegsverbrechen zahlen sich aus – bis hin zum Einsatz von Giftgas. Was heißt das für die internationale Gemeinschaft, zu deren Grundkonsens bislang das Verbot chemischer Waffen gehörte? Was heißt das für die Überlebenden? Welche Rolle spielten deutsche und europäische Firmen bei der Herstellung der Chemischen Waffen?
Anlässlich des fünften Jahrestags des Chemiewaffenangriffs auf Ost-Ghouta diskutieren wir über den schwierigen und langen Kampf gegen die Straflosigkeit, den die syrische Zivilgesellschaft seit Jahren führt und sprechen über die Verantwortung und die juristischen und politischen Möglichkeiten Deutschlands, die Straflosigkeit von Chemiewaffeneinsätzen zu beenden.
Mit:
Abdulsattar Sharaf, Aktivist aus Ost-Ghouta und Augenzeuge
Hadi Alkhatib, Gründer und Leiter des Syrian Archive
Hier können Sie das Gespräch nachhören: