Vier Jahre Aufstand – Aufbruch oder Verzweiflung?

Der Beginn des Aufstands in Syrien jährt sich bereits zum vierten Mal. Was 2011 als hoffnungsvoller Aufstand gegen die Diktatur des Assad-Regimes begann, ist längst in einen blutigen Bürgerkrieg abgedriftet. Das Militär belagert und zerbombt die Städte, Milizen verfolgen zivile AktivistInnen, Dschihadisten unterdrücken die Zivilbevölkerung – selbst bewaffnete Rebellen der Opposition profitieren oft vom Krieg […]

11001828_601300826668221_2716257618545847625_nDer Beginn des Aufstands in Syrien jährt sich bereits zum vierten Mal. Was 2011 als hoffnungsvoller Aufstand gegen die Diktatur des Assad-Regimes begann, ist längst in einen blutigen Bürgerkrieg abgedriftet. Das Militär belagert und zerbombt die Städte, Milizen verfolgen zivile AktivistInnen, Dschihadisten unterdrücken die Zivilbevölkerung – selbst bewaffnete Rebellen der Opposition profitieren oft vom Krieg und verhalten als Warlords.

Zivile AktivistInnen arbeiten inmitten des Bürgerkriegs weiter an einer besseren Zukunft. Wir haben unsere PartnerInnen aus Syrien gefragt, was der Jahrestag des Aufstands für sie bedeutet. Adopt a Revolution ist überzeugt, dass derzeit nur eine starke Zivilgesellschaft eine Lösung für den Konflikt in Syrien sein kann. Diese Zivilgesellschaft braucht unsere Unterstützung. Lesen Sie hier die Stimmen der AktivistInnen – und unterstützen Sie nach Möglichkeit ihre Arbeit!

Jetzt syrische Zivilgesellschaft stärken!

Der Jahrestag des Aufstands ist für mich geprägt von der Trauer um die Verwundeten und Inhaftierten. Es ist der Tag an dem Bashar al-Assad uns den Krieg erklärt hat und mit der Zerstörung begonnen hat, gemäß dem Motto: „Folgt mir – oder ich brenne das Land nieder!“ Derzeit weiß niemand, wo es weitergeht in Syrien. Denn in der aktuellen Krise führen Iran, Hisbollah, Russland und alle anderen die Regie, welche die Konfliktparteien unterstützen. Wir haben genug vom Kämpfen, eine politische Lösung wäre die erstrebenswerte. Gestorben sind schon genug Menschen. Dass die Hilfe von Außen nachlässt, macht mich nicht wütend. Denn sie mag die Symptome lindern, aber zu einer Lösung trägt sie auch nicht bei – in manchen Fällen macht sie das Problem sogar noch größer. Eine wahre Hilfe wäre alles, was dazu führt, dass Assad endlich abtritt. Abu Sana, 55, Douma, Provinz Damaskus.

Bis zu dieser Frage habe ich trauriger Weise noch überhaupt nicht über den Jahrestag nachgedacht. Die Revolution scheint mir weit weg, ich bin nur noch damit beschäftigt, mein Leben auf die Reihe zu bekommen und glaube, dass es den meisten jungen Menschen genauso geht. Was ich im Internet zum Jahrestag gesehen habe, scheint mir auch von der großen Interessenspolitik geleitet zu sein. Aus heutiger Sicht ist mir einfach nicht mehr so wichtig, wie das alles angefangen hat. Wichtiger ist, wie es endet. Ich habe gesehen, wie die großen Internationalen Organisationen arbeiten und ich bin enttäuscht worden. Anfangs hat mich das wütend gemacht, aber aber selbst diese Wut ist jetzt schon lange her. Yazar, 28, Hama

Der Jahrestag ist der Tag, an dem wir die Fesseln der Diktatur gebrochen haben und die „Zeit des Erstickens“ endlich vorbei war. Trotz allem, was seitdem passiert ist, feiere ich die Revolution und ihre edlen Ziele. Was derzeit passiert sind Nebenerscheinungen, die irgendwann überwunden werden. Andere sehen am Jahrestag nur das Elend, weil sie denken, die Revolution hätte diese vielen Toten gefordert und sie hätte so viele Menschen in die Flucht getrieben. Aber in der Geschichte gibt es immer wieder schmerzhafte Phasen. Ich hoffe, dass in Syrien bald der Aufschwung einsetzt und wir die Früchte ernten können, die wir mit dem Beginn der Revolution ausgesät haben. Mayada, 27, Tseel, Provinz Daraa

Hier in Damaskus ist kein Tag zu feiern, denn jeder Tag ist einer zu trauern. Aber in mir spüre ich einen gewissen Stolz, wenn ich die Fahne der Revolution sehe. Denn der Beginn des Aufstands hat auf jeden Fall eine Veränderung gebracht – ob zum Guten oder Schlechten kann ich gerade noch nicht sagen. Wer die Unterdrückung in Syrien vor März 2011 kannte wird mir zustimmen: Das ist die mutigste Revolution, die es je gab. Was mich überrascht hat ist, dass das internationale Vergessen noch schneller ging, als die Zerstörung des Landes. Auch wenn klar ist, dass damit nicht alle Probleme gelöst sein werden: Ohne den Sturz des Regimes kann die Lage nicht besser werden. Oula, 25, Ghouta, Provinz Damaskus

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Seit Ende 2011 unterstützt Adopt a Revolution die Arbeit der jungen syrischen Zivilgesellschaft. Mit ihren Projekten streiten die AktivistInnen für eine Linderung der humanitären Not und für eine bessere Gesellschaft – mit Freiheit, Demokratie und Menschenrechten. Helfen Sie mit!

Stärken Sie die syrische Zivilgesellschaft!