Eingekeilt – Palästinenser in Yarmouk von ISIS überrannt

Gestern morgen um 9 Uhr fing es an – und alles geht derzeit ganz schnell: Das palästinensische Camp Yarmouk, ein südlicher Stadtteil von Damaskus, ist weitgehend von den Dschihadisten von ISIS übernommen worden. AktivistInnen berichten, dass von den Minaretten der Palästina-Moschee seit heute Nachmittag ausgerufen wird: “Wer auch immer den “Islamischen Staat” bekämpft, soll sich […]

yarmoukGestern morgen um 9 Uhr fing es an – und alles geht derzeit ganz schnell: Das palästinensische Camp Yarmouk, ein südlicher Stadtteil von Damaskus, ist weitgehend von den Dschihadisten von ISIS übernommen worden. AktivistInnen berichten, dass von den Minaretten der Palästina-Moschee seit heute Nachmittag ausgerufen wird: “Wer auch immer den “Islamischen Staat” bekämpft, soll sich bis Sonnenuntergang ausliefern und wird als Gläubiger anerkannt. Das ist eine Warnung!”

“Nach der Solidarität mit Kobani kommt jetzt die Apokalypse von Yarmouk”

AktivistInnen, die sich nicht selbst in dem Stadtteil aufhalten, berichten, dass es nur noch stellenweise von Hamas-nahen Gruppen bewaffneten Widerstand gibt. Wo ISIS die Kontrolle übernommen hat, machen die Dschihadisten auch Jagd auf ZivilistInnen, die sie für demokratische Opposition halten. Bereits gestern was ISIS nach Yarmouk vorgestoßen und hatte dabei gezielt AktivistInnen verfolgt. Der Vorstoß, der aus dem Süden in das Palästinensercamp erfolgte, war über Nacht zum Erliegen gekommen – doch heute Nachmittag wieder aufgenommen worden.

Bereits in den letzten Wochen und Monaten war die Lage besonders für die zivilen AktivistInnen immer schwieriger geworden, teilweise kam es zu gezielten Tötungen. So wurde etwa der Aktivist Firas Naji, mit dem Adopt a Revolution eng zusammenarbeitete, in seiner Wohnung erschossen. Bereits gestern wurden die Räume der Projekte dieser AktivistInnen, etwa ein Medienbüro, gestürmt und die Einrichtung zerstört, AktivistInnen wurden gesucht, ihre Wohnungen gestürmt.

Nach knapp zwei Jahren Belagerung, Aushungerung und regelmäßigem Beschuss durch das Assad-Militär ist die Zahl der EinwohnerInnen von Camp Yarmouk von über 100.000 auf rund 18.000 zurückgegangen. Darunter vor allem diejenigen, die zu arm sind, um zu fliehen – und überzeugte AktivistInnen, die sich weiter für ein demokratisches Syrien ohne Diktatur und Extremismus einsetzen. Sollte sich ISIS in Yarmouk – nur sechs Kilometer vom Stadtzentrum von Damaskus entfernt – festsetzen können, wäre das dort das Ende jeder zivilen Initiative für eine bessere Gesellschaft.

An anderen Stellen in Syrien arbeiten zivile AktivistInnen weiter für eine demokratische Gesellschaft ohne Diktatur und Dschihadismus. Helfen Sie mit Ihrer Spende, die junge syrische Zivilgesellschaft zu stärken!

Unterstützen Sie die Zivilgesellschaft in Yarmouk!