Die Zurückhaltung vieler SyrerInnen über eine Lösung des Syrienkonflikts im Vorfeld der seit Freitag laufenden Friedensverhandlungen in Genf ist nach fast fünf Jahren Zerstörung mehr als verständlich. Und wie schwierig die Lage der Menschen in Syrien ist, haben wir in den letzten Tagen wieder erfahren müssen: während wir landesweit unsere Projektpartner in Syrien nach ihren Erwartungen und Hoffnungen anlässlich der Gespräche befragten, wurden zwei Städte unserer Projektpartner von Luftangriffen heimgesucht.
Vor fast fünf Jahren begann die Revolution in Syrien. Seitdem erleben die Menschen dort wie hier, wie ihr Land immer mehr zerfällt; und wie es durch Bomben, Terror und Gefechte zwischen bewaffneten Gruppen täglich mehr zerstört wird. Seit letztem Freitag versucht die UN nunmehr zum dritten Mal Friedensverhandlungen zu führen und Regime und Opposition an einen Verhandlungstisch zu bringen. Die Bedingungen, unter denen verhandelt wird, haben sich aufgrund der internationalen Gemengelage, wie die russischen Militärangriffen auf syrische Zivilisten oder der Streit zwischen Iran und Saudi-Arabien, weiter erschwert. Dies zeigt nicht zuletzt unser Interview mit dem Aktivisten Hassan aus Talbiseh (siehe unten). Die Stadt und weitere Orte im Umland von Homs wurden bis heute Mittag zwölf Stunden lang durch das Regime und russische Kampfflugzeuge beschossen -während die Friedensverhandlungen in Genf weiterlaufen.
Für uns war vor allem eine Frage entscheidend: Was erhoffen sich die AktivistInnen in Syrien, die sich auch noch nach fünf Jahren jeden Tag für Demokratie, Würde und Selbstbstimmung in Syrien einsetzen, von den Gesprächen? Was sind ihre Erwartungen? Welche Forderungen haben sie an die Akteure, die nach Genf gefahren sind, um den Friedensplan umzusetzen, den der UN-Sicherheitsrat im Dezember beschlossen hat?
An dieser Stelle dokumetieren wir die Meinungen von AktivistInnen aus unseren Partnerorganisationen in Syrien, die wir zu den laufenden Friedensverhandlungen in Genf befragt haben. Ihre Sicht sollte bei den Verhandlungen unbedingt Gehör finden! Bei den hier dargestellten Meinungen handelt es sich nicht unbedingt um die Meinung von Adopt a Revolution.
Sonntag, den 31.01.2016
Abdallah aus dem Damaszener Stadtteil Yarmouk hat keine Hoffnung auf eine Lösung des Konflikts. Für ihn ist es sehr deutlich: “Das syrische Regime sucht nicht ernsthaft nach einer Lösung für die Krise in Syrien.” Warum der 26-jährige Aktivist dies so sieht, können Sie hier nachlesen.
Montag, den 01.02.2016
“Seit Sonntagnacht um zwölf Uhr bis eben gerade [heute, 12.00 Uhr] gibt es einen heftigen Luftangriff auf Talbiseh und die anderen umliegenden Städte.” Dies schreibt uns der Aktivist Hassan Abu Nouh, 29, aus Talbiseh. Diese erschreckende Nachricht scheint die Einschätzung von Abdallah zu bestätigen. Denn während Vertreter des Assad-Regimes am Verhandlungstisch sitzen, bombardiert die syrische Armee die belagerte Stadt aus der Luft. Hier können Sie erfahren, was Hassan außerdem zur “eskalierenden” Lage in seiner Region zu sagen hat.
Weitere Interviews mit unseren Projektpartnern werden in dieser Woche folgen.
Hier finden Sie außerdem die Stimmen syrischer AktivistInnnen, die wir in einem Liveblog während der Friedenskonferenz vor genau zwei Jahren in Genf befragten. Die Stimmen von damals könnten in 2016 genauso klingen… Lesen Sie selbst!.
Gerade in dieser scheinbar so hoffnungslosen Lage ist es umso wichtiger, sich mit den AktivistInnen solidarisch zu zeigen und sie darin zu bestärken, dass ihre Arbeit entscheidend ist für eine friedliche Zukunft in Syrien. Helfen Sie mit, die Arbeit der Syrer für Demokratie und Menschenrechte zu stärken. Spenden Sie für die junge syrische Zivilgesellschaft!
Jetzt Zivilgesellschaft unterstützen!