Partnerorganisationen in Syrien von Adopt a Revolution kommentieren bevorstehenden Militärschlag / Breites Kontaktnetzwerk im ganzen Land / O-Töne zur Lage der zivilen Bewegung im Syrien
Berlin/Damaskus, 29. August. In Erwartung der Militärschläge gegen das Assad-Regime, hält die Initiative Adopt a Revolution intensive Kontakte zu ihren Partnerstrukturen in Syrien. Durch die Förderung von über vierzig lokalen BürgerInnenkomitees in den letzten knapp zwei Jahren, unterhält Adopt a Revolution ein enges Netzwerk an Kontakten im ganzen Land. In einem laufend aktualisierten Liveblog dokumentieren wir die Stimmen von BürgerInnen und AktivistInnen zu der aktuellen Lage und dem bevorstehenden Militäreinsatz.
Unten finden Sie eine Auswahl an Zitaten von Menschen aus Syrien. Sie versuchen ein weites Spektrum der Meinungen abzubilden, können jedoch nicht in Anspruch nehmen, repräsentativ für das ganze Land zu sein.
Mit über 500.000 Euro finanzieller Unterstützung verschiedener zivilgesellschaftlicher Projekte in Syrien zählt Adopt a Revolution zu einer der größten deutschen Hilfsorganisationen, die ausschließlich spendenfinanziert in Syrien tätig ist.
Zitate von AktivistInnen aus Syrien
Emad, Veterinärmediziner, Hama:
Nach einer friedlichen Lösung sieht es in Syrien schon lange nicht mehr aus. Ein Militärschlag ist besser, als dass es einfach so weitergeht. Aber ich habe trotzdem Angst, dass sich das Assad-Regime für den Angriff an der Zivilbevölkerung rächen wird und noch brutaler wird. Hama ist von der Armee dominiert, wir wären dann wohl erstes betroffen.
Sipan, Jurastudent, Qamishli:
Als Kurden werden wir zwar eher von Dschihadisten bedroht, als vom Regime. Aber die Stärke der radikalen Islamiten hängt an der vom Regime: Nur wenn Assad stark ist, unterstützen die Menschen die Gotteskrieger. Zudem ist die wirtschaftliche Lage inzwischen so katastrophal, dass endlich etwas passieren muss. Die Menschen hungern und leiden unter der Mangelwirtschaft.
Ziad, Hotelkaufmann, Damaskus:
Ich unterstütze einen Angriff, weil Assad nach über 100.000 Toten endlich gestoppt werden muss. Doch wenn die Bomben fliegen, habe ich Angst um meine Freunde. Viele werden im Gefängnis auf dem Militärflughafen in Mazzeh festgehalten. Sie könnten bombardiert oder direkt vom Regime umgebracht werden.
Mayyada, Archäologin, Hama:
Vielen, die noch vor Kurzem auf der Seite Assads standen, ist jetzt einfach alles egal. Meine Mutter zum Beispiel: Sie ist nicht für die Opposition, aber sie will ein Ende der extrem schwierigen Sitation. Ich glaube, viele haben Angst vor radikalen Islamisten, sehen aber klammheimlich auch ein Licht am Ende des Tunnels.
Rim, Psychologin, Lattakia:
Mein Vater und mein Bruder sind aus Überzeugung an hohen Stellen im Militär tätig. Ich habe Angst um sie, weil ein Angriff auf Syrien die logische Konsequenz aus den letzten zwei Jahren ist. Unter Assad haben wir natürlich keine Freiheit, keine Demokratie. Trotzdem fürchten viele Alawiten, dass radikale Islamisten sie töten werden, wenn das Regime fällt.
Ahmad, Geschichtslehrer, Damaskus:
Zu lange wurde jede andere Option ausgeschlossen, jetzt gibt es einfach keine Alternative mehr zu militärischen Angriffen. Zwar werden sicherlich nur ein paar wenige Ziele angegriffen und nicht gekämpft, bis das Regime stürzt. Ich finde, das reicht nicht. Aber hoffentlich wird Assad so sehr geschwächt, dass er sich wenigstens ernsthaft auf Verhandlungen einlässt.