Angriffe auf Vororte nehmen dramatisch zu / Hungergefahr wächst durch Belagerung zahlreicher Orte / Internationaler Gemeinschaft fehlt weiterhin Konzept zur Lösung des Syrien-Konflikts
Berlin, 14. Oktober 2014. Parallel zu den heftigen Attacken der Dschihadisten des “Islamischen Staats” (IS) auf Kobani geht das syrische Militär gegen die Oppositionsbewegung in Syrien vor. Die Angriffe im Umland von Damaskus haben in den letzten Tagen deutlich an Intensität zugenommen. Wie Aktivisten von vor Ort berichten, werden seit dem Eingreifen der US-geführten Allianz gegen den IS im Norden Syriens, vermehrt schwere Waffen gegen Wohngebiete ohne jede militärische Bedeutung eingesetzt.
“Während alle Augen auf die drohende Katastrophe in Kobani gerichtet sind, begeht das Assad-Regime massive Kriegsverbrechen”, so Andre Find, Geschäftsführer von Adopt a Revolution. “Im Schatten der offen zur Schau gestellten Brutalität der IS-Dschihadisten fehlt der syrischen Zivilbevölkerung überall sonst im Land jede internationale Aufmerksamkeit. Sie werden zu Opfern zweiter Klasse herabstuft, obwohl Bedrohung und Versorgungslage etwa in den belagerten Vorstädten von Damaskus keineswegs besser sind.” Seit Ende 2012 arbeitet Adopt a Revolution eng mit zivilen Aktivisten vor Ort zusammen, etwa beim Aufbau eines Zentrums für Zivilgesellschaft und einer unabhängigen Schule.
Wie Demokratie-Aktivisten berichten, hat das syrische Militär nach den ersten Angriffen der gegen den “Islamischen Staat” gerichteten Allianz zunächst abgewartet. Als jedoch militärische Einrichtungen des Regimes von den Luftschlägen unter Führung der USA verschont wurden, kamen Boden-Boden-Raketen und ungelenkte Bomben aus Flugzeugen zum Einsatz. Allein im Vorort Erbin kamen dabei in den letzten zehn Tagen mindestens 40 Menschen ums Leben. Darüber hinaus gestaltet sich mit dem Ende der Erntesaison die Lebensmittelversorgung der Bevölkerung schwieriger, es droht wie im letzten Winter massiver Mangel.
An den begrenzten Luftschlägen gegen den IS sei noch einmal zu erkennen, dass sowohl der US-geführten Allianz als auch der internationalen Gemeinschaft jedes Konzept für eine Lösung des Syrien-Konflikts fehle, so Find weiter. “IS und Assad-Diktatur sind zwei Seiten derselben Medaille. Sich nur auf den islamistischen Terror zu konzentrieren, aber den Krieg des Diktators gewähren zu lassen, kann keine Lösung bringen. Es braucht deutlichen internationalen Druck, um das Assad-Regime zum Abdanken zu bewegen. Mit dem Scheitern der UN-Verhandlungen im März diesen Jahres hat Assad bereits gezeigt, dass mit ihm eine Verhandlungslösung nicht zu erzielen sein wird.”
Für Rückfragen, O-Töne und Kontakte vor Ort stehen wir gerne zur Verfügung.
Adopt a Revolution unterstützt seit Anfang 2012 die Arbeit der jungen syrischen Zivilgesellschaft und vermittelt hierzulande Informationen aus der syrischen Demokratiebewegung. Zivile Initiativen in Syrien hat Adopt a Revolution bisher mit über 700.000 Euro finanziell unterstützt. Hier finden Sie weitere Informationen.