Unsere Partnerinnen vom Frauenzentrum Sawiska versuchen sauberes Trinkwasser zu jenen zu bringen, die davon abgeschnitten sind. Der Mangel an sauberem Wasser ist der Hauptgrund für den Ausbruch von Cholera.

Auf Corona folgt Cholera

In Syrien bahnt sich eine neue Epidemie an: Cholera ist auf dem Vormarsch und könnte sich jetzt rasend schnell zu einer Epidemie entwickeln. Besonders viele Fälle gibt es in Nordost-Syrien. Aber auch Idlib und die Assad-Gebiete sind bereits betroffen, angrenzende Länder wie der Libanon melden ebenfalls erste Fälle. Grund für den Ausbruch ist der mangelnde Zugang zu sauberem Wasser.

Unsere Partnerinnen vom Frauenzentrum Sawiska versuchen sauberes Trinkwasser zu jenen zu bringen, die davon abgeschnitten sind. Der Mangel an sauberem Wasser ist der Hauptgrund für den Ausbruch von Cholera.

Hohes Fieber, Durchfall und Erbrechen – das sind die gängigen Symptome einer Cholera-Infektion, die ohne medizinische Versorgung innerhalb weniger Stunden tödlich enden kann. Mehr als 13 Jahre ist die letzte nachgewiesene Cholera-Infektion in Syrien her. Nun breitet sich die bakterielle Krankheit wie ein Lauffeuer erneut aus. Laut dem „Early Warning Alert and Response Network“ (EWARN) lag bereits Ende September die Zahl der Infizierten bei knapp 3.000 Personen in ganz Syrien – die Zahl ist in den vergangenen Wochen noch einmal gestiegen. Bis heute gibt es 39 nachgewiesene Todesfälle.

Mindestens 70 Prozent der zwischen dem 25. August und dem 10. September registrierten 936 Fälle wurden in Aleppo gemeldet, mehr als 20 Prozent in Deir ez-Zor im Osten. Weitere Meldungen von Verdachtsfälles stammen aus Raqqa, Hassaka, Hama und Latakia. Auslöser des Cholera-Ausbruchs ist vermutlich das verunreinigte Wasser des Euphrat, auf das laut UNO mehr als 18 Millionen Menschen in dem Land als Trinkwasserquelle angewiesen sind.

Entzug von sauberem Wasser als Kriegswaffe

Dass die Seuche ihren Ausbruchspunkt im Norden Syriens hat, verwundert kaum. Zwar ist die Wasserversorgungslage aufgrund zerstörter Infrastruktur im ganzen Land desaströs – durch den Krieg sind fast zwei Drittel der Wasseraufbereitungsanlagen, die Hälfte der Pumpstationen und ein Drittel der Wassertürme beschädigt. Die Türkei eskaliert diese Notsituation jedoch bewusst regelmäßig im Nordosten. Denn die Region steht derzeit nicht nur unter türkischem Dauerbeschuss, sondern auch die Wasserversorgung wird ständig und langanhaltend von der Türkei gekappt. Insbesondere die vorwiegend kurdisch geprägte Region Hassaka – und damit ca. 460.000 Zivilist*innen – ist so von sauberem Trinkwasser abgeschnitten.

Aber auch andere Städte sind von der Wasserknappheit regelmäßig betroffen, seit mit der türkischen Offensive „Operation Frühlingsschild“ vor drei Jahren die Wasserstation Allouk unter der Kontrolle von durch die Türkei finanzierten, islamistischen Söldnergruppen steht. Diese setzen den Entzug von sauberem Trinkwasser gezielt als Kriegswaffe ein. Niedrigwasser aufgrund von einer extremen Dürre und von der Türkei gebauten Staudämmen haben das Problem des schweren Wassermangels zusätzlich verschärft.

Dabei ist es eine massive Verletzung internationalen Rechts der Zivilbevölkerung sauberes Trinkwasser vorzuenthalten. Die Unterbrechung der Wasserversorgung verhindert nicht nur Hygienemaßnahmen gegen die Cholera-Seuche, sondern hat auch zu ihrem Ausbruch beigetragen.

Medizinische Infrastruktur zerstört

Ein weiteres Problem: Eine adäquate medizinische Versorgung der Infizierten ist kaum gewährleistet. Nach jahrelanger und anhaltender gezielter Zerstörung von Gesundheitseinrichtungen durch das Assad-Regime, beispielsweise in Idlib, kann dem Ausbrauch einer Cholera-Epidemie kaum etwas entgegengesetzt werden. Gerade die Vulnerabelsten in den irregulären Camps haben oft keinerlei Zugang zu den wenigen Krankenhäusern oder Medikamenten.

Auch die medizinische Infrastruktur in Nordostsyrien ist schwach. Wer hier ernsthafte gesundheitliche Probleme hat, müsste eigentlich nach Damaskus gehen, um dort behandelt zu werden. In der Region selbst ist das kaum möglich. Dabei wollen und können viele nicht in Regime-Gebiete gehen und allein die Wege dorthin sind nicht sicher. Internationale Hilfen kommen hier zudem nicht an, weil sie nur an das Assad-Regime geliefert werden, seitdem der Grenzübergang in den Irak 2020 durch ein russisches Veto im UN-Sicherheitsrat für Hilfslieferungen geschlossen wurde. Und das Regime versorgt den Nordosten nicht oder nur spärlich damit. Das ist umso problematischer, als dass zahlreiche Syrer*innen in diesen Regionen als Binnenvertriebene in Flüchtlingslagern leben. Die hygienischen Bedingungen sind miserabel, einen Zugang zu sauberem Wasser gibt es meist nicht.

Nothilfe durch Sawiska

Unsere Partnerinnen vom Frauenzentrum Sawiska in Qamishli versuchen zu helfen, wo sie nur können. Als Teil einer Initiative, die von Jugendlichen aus Sere Kaniye/Ras Al-Ain initiiert wurde, verteilen sie sauberes Trinkwasser in der Provinz Hassaka. „Die Menschen hier haben seit mehr als zwei Monaten kein Wasser mehr – die Situation ist mehr als angespannt und tragisch“, erklärt Najla von Sawiska.

„Wir fordern die internationale Gemeinschaft auf, Druck auf den türkischen Staat wegen seiner Menschenrechtsverletzungen auszuüben und ihm Einhalt zu gebieten. Die UN ist jetzt in der Pflicht humanitäre Hilfe zu leisten und die Zivilbevölkerung zu unterstützen!“

Unsere Partnerin Najla vom Frauenzentrum Sawiska

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Cholera ist eine akute Durchfallinfektion, die durch die Aufnahme von mit dem Bakterium Vibrio cholera kontaminierten Lebensmitteln oder Wasser verursacht wird.

Cholera ist eine hochgradig ansteckende Krankheit, Symptome sind extrem starker Durchfall und schweres Erbrechen, was zu einer schnellen Austrocknung des Körpers führen kann. Es dauert zwischen 12 Stunden und fünf Tagen, bis eine Person nach dem Verzehr von kontaminierten Lebensmitteln oder Wasser Symptome zeigt. Cholera befällt sowohl Kinder als auch Erwachsene und kann unbehandelt innerhalb weniger Stunden zum Tod führen – insbesondere bei Kindern und Älteren.

Die meisten Menschen, die mit V. cholerae infiziert sind, entwickeln keine Symptome, obwohl die Bakterien 1-10 Tage nach der Infektion in ihren Fäkalien vorhanden sind und in die Umwelt ausgeschieden werden, wo sie möglicherweise andere Menschen infizieren können.