Solidarität mit den Menschenrechtlern in Douma!

Die syrische Menschenrechtsorganisation Violations Documentation Center (VDC) wurde in Douma erneut von islamistischen Gruppen angegriffen. Der Vorfall demonstriert unter welch prekären Bedingungen Menschenrechtsaktivisten in den Damaszener Vororten arbeiten.

Diese Woche stürmte ein fundamentalistischer Mob die Büros des VDC in Douma. Erst im März dieses Jahres hatte sich ein ähnlicher Vorfall ereignet. Damals griffen einige Dutzend Demonstranten das Gebäude an, in dem neben dem VDC auch andere zivilgesellschaftliche Organisationen untergebracht sind, und verwüsteten unterschiedslos die Büros und hinterließen Drohungen an den Wänden. Damals ging es um einen vermeintlich blasphemischen Artikel des Magazins Rising for Freedom, dessen Redaktionsräume sich im selben Gebäude befinden.

Zwei Redakteure des Magazins wurden mittlerweile durch die von Jaysh al-Islam kontrollierte örtliche Justiz zu Gefängnisstrafen verurteilt. Ein inakzeptabler Angriff auf die Pressefreiheit.

Der erneute Übergriff diese Woche richtete sich nun gezielt gegen das Büro des VDC. Die Organisation wurde von der verschwundenen Menschenrechtsanwältin und ehemals engen Partnerin von Adopt a Revolution, Razan Zeitouneh, mitbegründet.

An dieser Stelle dokumentieren wir die Pressemitteilung des Violations Documentation Center:

“Rund 100 Anhänger des [der Miliz] Jaysh al-Islam zugehörigen ‘Popular Movement’ griffen am 13. August gegen 1 Uhr nachmittags das Büro des Violations Documenting Center an. Die Büroeinrichtung wurde zerstört, Mobiltelefone und Dokumente gestohlen.

Die von Jaysh al-Islam kontrollierte örtliche Polizei griff nicht ein, um das Büro und seine Mitarbeiter vor dem Angriff zu schützen. Stattdessen forderte sie das VDC dazu auf, das Büro zu schließen und die Arbeit bis auf weiteres auszusetzen und begründete dies damit, so die Sicherheit der Mitarbeiter gewährleisten zu wollen.

Die Angreifer nannten keinen klaren Grund für ihr Handeln, außer vagen Äußerungen über die Aufrufe des VDC, dass es Frauen erlaubt sein muss, sich frei zu bewegen und außerhalb ihrer Häuser zu arbeiten.

Die verschwundenen Douma 4. v.l.n.r..: Samira al-Khalil, Nazim Hammadi, Razan Zaitouneh, Wael Hamadeh

Seit der Gründung des VDC wurden die Mitarbeiter und das Büro immer wieder zum Ziel von tätlichen Übergriffen, sowohl durch Jaysh al-Islam als auch durch die syrische Regierung. Die lange Reihe der Drohungen begann im Januar 2013, und gipfelte in die Entführung von vier Mitarbeitern des Zentrums (Razan Zeitouneh, Samira al-Khalil, Nazim Hammadi und Wael Hamadeh) im Dezember desselben Jahres. Seitdem halten die Drohungen an.

Es ist bedauerlich, dass der Angriff mit dem vierten Jahrestag des Giftgasangriffs in Damaskus im Jahr 2013 durch das syrische Regime zusammenfällt. Das VDC dokumentierte damals den Angriff und seine Opfer, um die Täter zu gegebener Zeit zur Rechenschaft zu ziehen.

Das VDC hält die Führung von Jaysh al-Islam als de-facto-Herrscher über Douma für hauptverantwortlich für den jüngsten Übergriff. Das VDC wird weiterhin versuchen, seine Mitarbeiter und Büros mit allen legitimen Mittel zu schützen und wir werden keine Anstrengungen scheuen, um die Täter zur Verantwortung zu ziehen.”

Auch das genaue Schicksal Razan Zeitounehs und ihrer drei Mitstreiter ist weiterhin unbekannt. Angehörige der Verschwundenen halten Jaysh al-Islam für verantwortlich. Die Miliz erhält substanzielle Unterstützung von Saudi-Arabien – führende westliche Politiker haben bis heute keinen nennenswerten öffentlichen Druck auf die Führung des Golfstaates ausgeübt, um den Fall aufzuklären.

Unsere Solidarität gilt allen MenschenrechtlerInnen, AktivistInnen und BürgerrechtlerInnen – egal ob sie der tödlichen Repression des Assad-Regimes oder der aufständischen Milizen ausgesetzt sind. Helfen Sie mit Ihrer Spende, die zivilgesellschaftlichen Akteure in Syrien zu stärken.

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