Was passiert in Zabadani?

Schon im Frühjahr gingen die Bewohner, der nahe zum Libanon gelegenen Kleinstadt Zabadani, auf die Straße. Einer von ihnen, der prominente Dissident Kamal al-Labwani konnte damals nicht dabei sein. Der Protagonist der populären Oppositionsbewegung „Damaszener Frühling“, wurde in der Vergangenheit mehrmals wegen „friedlichen Ausdrucks seiner politischen Ansichten“ (UN-Hochkommissariats für Menschenrechte) inhaftiert und schließlich zu einer […]

Schon im Frühjahr gingen die Bewohner, der nahe zum Libanon gelegenen Kleinstadt Zabadani, auf die Straße. Einer von ihnen, der prominente Dissident Kamal al-Labwani konnte damals nicht dabei sein. Der Protagonist der populären Oppositionsbewegung „Damaszener Frühling“, wurde in der Vergangenheit mehrmals wegen „friedlichen Ausdrucks seiner politischen Ansichten“ (UN-Hochkommissariats für Menschenrechte) inhaftiert und schließlich zu einer 15-jährigen Haftstrafe verurteilt. Im November letzten Jahres wurde er, nach sechs Jahren Gefängnis, vorzeitig entlassen und unterstützt nun die Protestbewegung seiner Heimatstadt. Doch seit letzter Woche hat sich die Lage in Zabadani dramatisch verschlechtert.

Denn seit Freitag befindet sich die Kleinstadt, die nur 50 km von Damaskus entfernt ist, quasi im Ausnahmezustand. Von dem lokalen Koordinierungskomitees Zabadani erreichte uns Anfang der Woche die Nachricht, dass die Stadt von Panzern umstellt sei und von Artillerie und Scharfschützen beschossen wird. Zabadani gleiche einem Kriegsgebiet, mehrere Menschen seien verletzt und etliche Häuser zerstört. In manchen Straßen und Bereichen der Stadt war es zeitweise unmöglich, sich auf der Straße zu bewegen, da „bestimmte Straßenabschnitte so stark beschossen wurden, dass sie völlig unzugänglich waren“.  Aufgrund des anhaltenden und willkürlichen Beschusses, haben bereits 250 Familien die Stadt verlassen und sind in benachbarte Dörfer geflüchtet.

Soldaten, die den Befehl verweigerten, seien erschossen wurden. Allein am Montag wurden 15 Armeeangehörige hingerichtet, als „sie sich weigerten, auf Zivilisten zu schießen“. Nach Schätzungen des Koordinierungskomitee Zabadanis, war die Stadt von über 40 Panzern und einer großen Anzahl von Truppentransportern umstellt.

Das Koordinationskomitee berichtete außerdem, dass „die Stadt sehr unter den schlechten humanitären Bedingungen leide, da sie mittlerweile komplett vom Stromnetz abgeschnitten ist und ein akuter Mangel an Nahrungsmitteln, Treibstoff und medizinische Mitteln herrscht”.

Zu den Kämpfen kam es, weil die Bewohner Zabadanis die Freie Syrische Armee (FSA) baten, sie gegen die Übergriffe des Militärs zu schützen. Mehrfach hatten die syrischen Sicherheitskräfte den Versuch unternommen, die friedlichen Proteste der Bevölkerung zu stoppen. Einige Truppen der Freie Syrische Armee befinden sich im nahe gelegenen Libanon. Es folgten schwere Auseinandersetzungen zwischen der FSA und der syrischen Armee. Am Dienstagabend stimmte die syrische Armee einem Waffenstillstand zu und kündigt den Rückzug an. Vorläufig sieht es so aus, dass sich die syrische Armee an den vereinbarten Waffenstillstand hält und sich die Lage entspannt. Laut Augenzeugenberichten, sollen in der Nacht vom Mittwoch zum Donnerstag zahlreiche Panzer und andere Militärfahrzeuge zu einem Stützpunkt in der Nähe der Stadt zurückgekehrt sein. Daraufhin versammelten sich die Bewohner des Ortes und feierten den vorläufigen Rückzug der Armee.

Bestandteil des Waffenstillstandes ist unter anderem eine Vereinbarung über den Abzug des Militärs sowie der Polizeikräfte und des Geheimdienstes aus der Stadt. Außerdem sollen keine willkürlichen Verhaftungen mehr durchgeführt werden dürften.