Widerstand gegen den Islamischen Staat – Presseschau vom 11.08.2014

Der Terror der Organisation „Islamischer Staat“ (IS, zuvor ISIS), der sich in den letzten Monaten über große Teile von Syrien und Irak ausgeweitet hat, befindet sich mit der Tragödie der Jesiden auf einem neuen Höhepunkt. Von den IS-Milizen als Teufelsanbeter und vom-Glauben-Abgefallene verfolgt, haben sich tausende Menschen der irakischen Minderheit auf das nordirakische Sinjar-Gebirge geflüchtet, […]

Der Terror der Organisation „Islamischer Staat“ (IS, zuvor ISIS), der sich in den letzten Monaten über große Teile von Syrien und Irak ausgeweitet hat, befindet sich mit der Tragödie der Jesiden auf einem neuen Höhepunkt. Von den IS-Milizen als Teufelsanbeter und vom-Glauben-Abgefallene verfolgt, haben sich tausende Menschen der irakischen Minderheit auf das nordirakische Sinjar-Gebirge geflüchtet, wo sie von den IS-Milizen umzingelt zu verdursten drohen. Muriel Reichl berichtet in Die Zeit, dass jesidische Männer geköpft, Frauen entführt und als Sex-Sklavinnen verkauft würden. Sie zieht die Informationen aus einem Gespräch mit Jesiden aus Berlin, die Telefonkontakt zu ihren Verwandten haben, welche auf dem Berg Sinjar eingekesselt sind und um ihr Leben fürchten. Einer der Gesprächspartner – Hasso, ein syrischer Kurde – ist trotz der Gräueltaten wütend auf die Medien, welche die IS-Kämpfer als unbesiegbare Orks darstellen würden, wie die „Fabelwesen aus Herr der Ringe“, die weder Angst vor dem Tod noch vor sich selbst kennen würden. Dabei gelte ihre Stärke nur so lange sie keinen Widerstand erfahren würden.

Und tatsächlich gibt es neben dem transnationalen Terror auch transnationale Solidarität und organisierten Widerstand, z.B. der Kurden. So berichtet France24 mit AFP, dass die Peshmerga der irakischen PUK, die Volksverteidigungseinheiten (YPG) der syrischen PYD und die türkische PKK zusammen an der Rettung der Jesiden gearbeitet hätten. Wie Nick Brauns in der Jungen Welt berichtet, hätten nach amerikanischen Luftangriffen auf die IS-Milizen ca. 20.000 Jesiden nach Syrien fliehen können. Dies sei möglich gewesen, nachdem die YPG einen von den Sinjar-Bergen bis zur syrischen Grenze reichenden Fluchtkorridor erkämpft habe, wonach die Jesiden in die kurdischen Gebiete Syriens fliehen konnten. Es sei jedoch ungewiss, wie viele Jesiden sich immer noch im Sinjar-Gebirge befinden würden.

Die syrische Region namens „Rojava“ (Bezeichnung – vorrangig der PYD – für die kurdischen Gebiete Syriens) ist von der PYD dominiert und bildet den Kern des kurdischen Widerstandes in Syrien. Unsere SYRISCHE AKTIVISTIN hat vor kurzem im Adopt-Blog über Rojava bzw. genauer über die in der Region gelegene Stadt Kobani berichtet. Nun ist auch medico international auf „Rojava“ bzw. Kobani aufmerksam geworden. Laut Martin Glasenapp, dem Syrien-Koordinator von medico, sei Rojava eine wirkliche Chance (lowerclassmagazine). Nachdem medico im März eine Lastwagenladung an Medikamenten nach Kobani schicken konnte, gab das lokale Ärztekommittee Rückmeldung, dass dringend eine Blutbank benötigt würde. Bislang könne Blut in Kobani nicht gelagert werden, so dass Transfusionen nur direkt von Mensch zu Mensch möglich seien. Dies wäre jedoch extrem infektiös und gefährlich, allerdings dringend notwendig, da bereits ein enormer Alltagsbedarf für die 500.000 Einwohner der Region und der dorthin geflohenen Menschen anfallen würde. Hinzu käme eine steigende Zahl an Kriegsverletzten. Aus diesen Gründen arbeitet medico seit kurzem am Aufbau einer Blutbank in der Region. Laut Martin Glasenapp würden die Bewohner der Region, welche überwiegend Christen, Jesiden oder Shiiten seien, diese bis zum Ende verteidigen. Dennoch seien in den letzten Wochen über zehn Dörfer in die Hände der Dschihadisten von IS gefallen. Das Szenario sei immer das gleiche: Die Bevölkerung fliehe, sobald die IS-Milizen auftauchen. Angesichts des mörderischen Rufes, der IS vorrauseilt, ist diese Reaktion nicht besonders verwunderlich.

Die BBC berichtet jedoch, dass in der Ashara-Region im Osten Syriens die IS-Milizen aus drei Dörfern vertrieben werden konnten. Nachdem IS-Milizen drei Stammesangehörige gefangen genommen hätten, sei es zu Auseinandersetzungen zwischen den beiden Parteien gekommen. Die Stammesangehörigen hätten das Hauptquartier des IS in der Ashara-Region niedergebrannt; IS sei schließlich aus drei Dörfern vertrieben worden. Dabei kamen neun IS-Kämpfer, drei Stammesangehörige und fünf Zivilisten ums Leben. Stammesangehörige konnten außerdem das Tanak-Ölfeld erobern. Die Region ist aufgrund des Ölreichtums und ihrer Lage an der Grenze zum Irak für IS von großer Bedeutung.

feed_iconUnsere Syrien-Presseschau als RSS-Feed abonnieren.

Für eine wöchentliche Zusammenfassung unserer Beiträge im Syrischer Frühling-Blog schicken Sie uns doch einfach eine E-Mail an: newsletter[ätt]adoptrevolution.org.

Dieser Beitrag ist lizensiert als Creative Commons zur freien Verwendung bei Namensnennung. Bei kommerzieller Weiterverwendung bitten wir um eine Spende an Adopt a Revolution.