Soforthilfe für Ras al Ain

Helfen Sie mit, das Lagezentrum in Qamishli für das kurdische Städtchen Ras al Ain zu unterstützen. Nach den Luftangriffen haben wir Soforthilfe für Kommunikationsmittel zugesagt, damit die AktivistInnen humanitäre Hilfe koordinieren und das zivile Leben sicherstellen können. Soforthilfe für Ras al Ain! Eigentlich galt der kurdisch geprägte Nordosten Syriens mehrere Monate hinweg als vergleichsweise ruhig. […]

Helfen Sie mit, das Lagezentrum in Qamishli für das kurdische Städtchen Ras al Ain zu unterstützen. Nach den Luftangriffen haben wir Soforthilfe für Kommunikationsmittel zugesagt, damit die AktivistInnen humanitäre Hilfe koordinieren und das zivile Leben sicherstellen können.

Ras al Ain liegt nur wenige Meter von der Grenze zur Türkei entfernt.

Soforthilfe für Ras al Ain!

Eigentlich galt der kurdisch geprägte Nordosten Syriens mehrere Monate hinweg als vergleichsweise ruhig. Nach einem Anschlag auf das Sicherheitskabinett des Assad-Regimes im Juli in Damaskus und der darauf folgenden Offensive der oppositionellen Freien Syrischen Armee (FSA), hatte das Regime seine Kräfte im Kurdengebiet in Kasernen und Lager beordert und die zivile Administration den Komitees und kurdischen Parteien überlassen.

Doch die relative Ruhe, die dadurch in diesem Teil des Landes eingekehrt war, endete dieses Wochenende: Mit Artilleriebeschuss griff die syrische Armee den Ort Ras al Ain (kurdisch: Serê Kaniyê) an, wo sich zuvor Kämpfer der Freien Syrischen Armee (FSA) versteckt hatten. Den Versuch der FSA, die Truppen der syrischen Armee einzukesseln, beantwortet das Regime seit Sonntag mit Luftangriffen von Hubschraubern und Kampfflugzeugen. Die Folge: Binnen eines Tages kamen mindestens 20 Menschen ums Leben und fast ein Drittel der 30.000 BewohnerInnen von Ras al Ain sind auf der Flucht. Auch heute (Dienstag 13.11.) gehen die Luftschläge weiter.

Proteste, die den Zusammenhalt zwischen kurdischen und arabischen AktivistInnen zeigen.

AktivistInnen der benachbarten Koordinierungskomitees haben auf Grund der dramatischen Lage sofort ein Lagezentrum eingerichtet, um die zivilen Aktivitäten in der Region aufeinander abzustimmen. Für sie steht jetzt neben der Organisation von humanitärer Hilfe für Verwundete und Flüchtlinge im Vordergrund, das zivile Leben in der Region sicherzustellen und die unbewaffneten Proteste fortzusetzen. Dazu stimmen sie sich mit den HelferInnen in Ceylanpinar ab, was der türkische Teil der vom Grenzzaun geteilten Stadt ist. So stellt der Krisenstab der AktivistInnen jetzt sicher, dass in den verwaisten Straßenzügen nicht geplündert wird, Schäden durch Angriffe dokumentiert werden und trotz der militärischen Eskalation weiterhin auch zivile Proteste stattfinden.

Für das Lagezentrum brauchen die Komitees dringend finanzielle Unterstützung, um die Arbeit der HelferInnen koordinieren zu können. Können Sie etwas dazu beitragen?

Lagezentrum unterstützen!

Kritik an der Freien Syrischen Armee

Der Angriff der FSA-Kämpfer in der Region um Ras al Ain kam nicht ganz unerwartet, hatte sich der bewaffnete Arm des Aufstands doch vorgenommen, bis Jahresende auch die letzten verbliebenen Kräfte des Regimes aus dem Norden zu vertreiben. Dabei stößt der Einsatz der FSA auf Kritik in der Region. Zum einen handelt es sich bei den dort kämpfenden Guraba al-Sham Einheiten um Ortsfremde, also nicht um die lokale Bevölkerung. Für die AktivistInnen liegt auf der Hand, dass sie nach Ras al Ain nur mit türkischer Unterstützung und über die Grenze gekommen sein können, was dem türkischen Kalkül entsprechen würde, keine autonome kurdische Region in Nordost-Syrien zuzulassen.

Zum anderen gelten Teile der Einheiten als islamistisch, was in der Region für Unruhe sorgt. Denn zwar sind die BewohnerInnen von Ras al Ain etwa zur Hälfte kurdische, zur anderen Hälfte arabische Muslime. Doch sollte es sich bei der FSA-Offensive tatsächlich nur um das „Tor zum kurdischen Nordosten“ handeln, wie die Kämpfer angekündigt haben, dann könnten große Konflikte zwischen verschiedenen Bevölkerungsgruppen bevorstehen. Entlang der türkisch-syrischen Grenze folgen weitere mehrheitlich kurdische Städte (Derbassiya, Amuda, Qamishli, Derik), die auch von JesidInnen, ChristInnen und anderen Religionsgemeinschaften bewohnt werden. Diese Gruppen fürchten sich vor einem Eintreffen bewaffneter muslimischer Kämpfer.

Um einer Eskalation entgegen zu wirken, haben die Komitees in den letzten Tagen ihre Aufrufe zum Dialog zwischen den verschiedenen Ethnien und Religionen verstärkt. So vermittelt das Lagezentrum auch ModeratorInnen, die bei Streitigkeiten helfen sollen, religiös oder ethnisch aufgeladene Konflikte zu vermeiden.

Gleichzeitig hat der Vorstoß der Freien Syrischen Armee und ihr erklärtes Ziel, die letzten Assad-Truppen aus den kurdischen Gebieten vertreiben zu wollen, dazu geführt, dass auch in anderen kurdischen Städten die Sicherheitskräfte von kurdischen Parteien und Kämpfern angegriffen und teilweise vertrieben wurden. Etwa in der Provinzhauptstadt Al Hasaka, in Derbassiya und Derik ist vor allem die syrisch-kurdische Partei PYD mit ihrem bewaffneten Arm der YPG aktiv geworden, um die Regimekräfte aus den Städten zu vertreiben. Damit soll sichergestellt werden, dass die FSA nicht weiter in das de facto autonome kurdische Gebiet vordringt und die Selbstverwaltung untergräbt.

Der Grenzgang der Türkei

Für die türkische Politik und das türkische Militär stellen die Bombardements so nahe an der Grenze ebenfalls ein massives Problem dar. Nicht nur, dass viele der Schutzsuchenden in die Türkei geflohen sind und auch dort Menschen durch Explosionsfolgen zu Schaden gekommen sind; nur wenige Tage zuvor hatte der türkische Ministerpräsident Erdogan noch laut darüber nachgedacht, entlang der türkisch-syrischen Grenze eine Flugverbotszone für das syrische Militär einzurichten. Damit könnte zum einen ein humanitärer Korridor geschaffen werden, so dass viele Flüchtlinge gar nicht mehr bis in die Türkei kommen müssten, sondern jenseits der Grenze untergebracht werden könnten. Zum anderen wollte das türkische Militär keine Helikopter mehr so nahe an der Grenze dulden, da immer wieder fehlgeleitete Einschläge auf türkischem Territorium zu verzeichnen waren.

In dieser komplizierten politischen Gemengenlage agieren die Komitees wenn sie versuchen, politische und humanitäre Nothilfe für die Menschen in Ras al Ain zu organisieren. Adopt a Revolution hat auf Anfrage der AktivistInnen zugesagt, die Arbeit des Lagezentrums schnell und unkompliziert finanziell zu unterstützen. 2.000 Euro für die wichtigsten Kommunikationsmittel und -kosten der AktivistInnen haben wir ad hoc zugesagt. Damit wollen sie Hilfe für Verwundete und Vertriebene organisieren und versuchen, Konflikte zwischen den Ethnien und Religionen abzubauen. Doch der Bedarf ist deutlich höher. Können Sie auch noch etwas dazu beitragen?

Jetzt Eilaktion unterstützen!

Herzlichen Dank!