Mitte Mai geht nichts mehr in Menbej, neun von zehn Geschäften sind geschlossen, der öffentliche Verkehr steht weitgehend still. Die Stadt liegt 90 km östlich von Aleppo und wird seit ein paar Tagen von einem Generalstreik lahmgelegt. Dazu aufgerufen und den Streik vorbereitet hatten zivile Gruppen rund um das lokale Zentrum für Zivilgesellschaft, um gegen die öffentliche Hinrichtung eines angesehenen Aktivisten und die tägliche Unterdrückung durch die Dschihadisten zu protestieren.
Ende Januar hatte ISIS die 100.000-EinwohnerInnen-Stadt zum wiederholten Male eingenommen, nachdem die Dschihadisten zuletzt von einem breiten Bündnis der bewaffneten syrischen Opposition aus der Gegend vertrieben worden war. Bei ihrer Rückkehr nach Menbej führten die Kämpfer des al-Kaida-Ablegers noch strengere religiöse Gesetze ein und köpften zivile AktivistInnen. Mit einem Statement, das via Facebook verbreitet wurde, suchten die religiösen Eiferer auch nach dem Leiter des Zentrums für Zivilgesellschaft, das AktivistInnen mit Unterstützung von Adopt a Revolution dort aufgebaut hatten. Mit einer Plakatserie und Graffiti rufen die Mitglieder des Zentrums jetzt zu religiöser Toleranz und der Unterstützung des Generalstreiks auf.
Mit einer Erklärung, die wir hier dokumentieren, unterstützt auch die zivile lokale Selbstverwaltung den Streik.
Werte MitbürgerInnen,
indem ihr dem Aufruf zum Generalstreik folgt, bereichert ihr wieder einmal den Kampf gegen das Assad-Regime und seine Verbündeten. Das ist eine große Leistung und zeigt euer Verantwortungs-bewusstsein, eure Liebe zur Religion und zur Heimat und eure enorme Opferbereitschaft.
Euer Streik verkörpert unser aller Ablehnung der mörderischen Besatzung unserer Stadt und das trotz der Brutalität der Mitglieder von ISIS und ihrer Angriffe. Dieser Streik ist eine zivilisierte Form des Protests, die den ISIS-Anhängern völlig fremd ist.
Wir begrüßen und schätzen diesen heroischen Schritt und versprechen, weiter rechtschaffen und standhaft für die Befreiung dieser Stadt und von ganz Syrien aus den Fängen des Assad-Regimes und dessen kriminellen ISIS-Anhängsels zu streiten.
Es lebe das Freie Syrien!
Als Reaktion versuchten die Dschihadisten, die Ladenbesitzer zum Öffnen ihrer Geschäfte zu zwingen und nahmen mehrere Personen fest, als die sich weigerten. Abgesehen von Apotheken beteiligten sich alle Geschäfte der Stadt an dem Ausstand. Trotz der Repression hielt der Streik wie angekündigt einen ganzen Tag an, was die breite Ablehnung der Menschen aus Menbej gegenüber ISIS aber auch dem Assad-Regime ausdrückt. Die Initiatoren planen bereits, die Islamisten mit weiteren, ähnlichen Aktionen unter Druck zu setzen.
Mit Aktionen wie in Menbej wehrt sich die junge syrische Zivilgesellschaft in vielen Städten Syriens gegen die Unterdrückung durch die globalen Dschihadisten von ISIS. Helfen Sie mit, unterstützen Sie die syrische Zivilgesellschaft mit Ihrer Spende!
Aktionen gegen Dschihadisten unterstützen!
Nur mit Unterstützung von außen können sich die zivilen AktivistInnen gegen die radikalen Eiferer durchsetzen. Herzlichen Dank für Ihren Beitrag!