Trügerische Diplomatie, Protest gegen ISIS, immer mehr Entführungen – Presseschau am 14. Oktober

In Syrien verschärft sich die politische und menschliche Katastrophe, davon  war jedoch diese Woche in den meisten Medien wenig zu lesen oder zu hören. Mag dies an der trügerischen „Lösung“ liegen, die durch Asads Einwilligung in die Zerstörung seiner Chemiewaffen erreicht wurde? So ähnlich argumentiert die TAZ, in einem Kommentar zum Friedensnobelpreis, der diese Woche […]

In Syrien verschärft sich die politische und menschliche Katastrophe, davon  war jedoch diese Woche in den meisten Medien wenig zu lesen oder zu hören. Mag dies an der trügerischen „Lösung“ liegen, die durch Asads Einwilligung in die Zerstörung seiner Chemiewaffen erreicht wurde? So ähnlich argumentiert die TAZ, in einem Kommentar zum Friedensnobelpreis, der diese Woche an das Anti-Chemiewaffen-Komitee der UNO ging. Die Vergabe sei zynisch, da sie indirekt auch Asad zugute kommt, der sich durch seine „prima“ Kooperation mit dem Komitee diplomatische Pluspunkte sichern kann, während in Syrien das von seiner Regierung veranlasste Sterben weitergeht.

Die Opfer der verschiedenen syrischen Rebellengruppen gaben dagegen Anlass zu mehreren, wichtigen Artikeln. Ein Bericht von Human Rights Watch dokumentiert Angriffe auf Zivilisten und Gewaltexzesse ‚verschiedener Rebellengruppen’ im syrischen Nordosten. Die meisten Gewalt gegen Zivilisten ging laut den Recherchen von fundamentalistischen Gruppen wie der Nusra-Front oder dem Islamischen Staat in Irak und im Levant (ISIS) aus.

Immer öfter wird inzwischen vom zivilen Widerstand in Syrien gegen genau diese radikal-religiösen Gruppen berichtet. Die Protestaktionen von Buergern und der Free Syrian Army, vor allem gegen ISIS sind Gegenstand eines wichtigen Artikels auf Syria Untold . Mit Slogans wie “Our Syria is colourful – No to ISIS and its black flag” bringen Buerger ihren Unmut zum Ausdruck. Ein besonders beeindruckendes Beispiel solcher Zivilcourage ist die andauernde Mahnwache der Grundschullehrerin Suad, die seit Wochen vor der ISIS Zentrale in der nordsyrischen Stadt Raqqa steht. Mit wechselnden Schildern protestiert sie gegen die Entführungen, die ISIS nachgesagt werden und gegen unrechtmäßige Verhaftungen durch die Gruppe.

Entführungen greifen in Syrien um sich, wobei meistens nur über die von Ausländern berichtet wird. Am Sonntag berichtete die BBC, dass sieben Mitglieder des Internationalen Roten Kreuzes und Halbmonds im Nordwesten Syriens von unbekannten Bewaffneten verschleppt wurden. Mit deprimierender Regelmäßigkeit explodieren inzwischen auch Autobomben in Syrien; am Sonntag explodierten zwei Autos in Damaskus, am Montag gab es einen Anschlag mit 20 Toten in Darkusch, einer nördlich gelegenen Stadt nahe der türkischen Grenze. Zu den Angriffen hat sich niemand bekannt.

Einen Moment für „comic relief“ in der syrischen Tragödie bieten die satirischen, oft bitterbösen Aktivitäten der syrischen Künstlergruppe Masasit Mate. Über sie berichtet Syria Untold. Neben Masasit Mate’s inzwischen international bekannten Puppenshow „Top Goon – Diaries of a little Dictator“ organisiert die Gruppe Theatervorführungen in befreiten Gebieten zu aktuellen Themen.

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