Unter Beschuss

Mehrere Regionen Syriens wurden während der vergangene Woche das Ziel erbarmungsloser Luftangriffe. Auch drei Partnerorganisationen von Adopt a Revolution sind direkt betroffen.

Dichter Staub liegt über dem kleinen Platz in Erbin, aufgeschleudert durch die Explosion der Fliegerbombe. Kurz darauf posten zwei unserer Partner ein trotziges Selfie auf Facebook: Sie haben überlebt. Wäre die Bombe zehn Meter weiter rechts eingeschlagen, wäre es womöglich mit ihnen vorbei gewesen, so bleibt es glücklicherweise nur bei schweren Materialschäden.

Das war am Freitag. Das betroffene Komitee Erbin arbeitet in den östlichen Damaszener Vororten. Dort unterstützt es die von Adopt a Revolution finanzierten unabhängigen Schulen der Stadt organisatorisch. Diese wurden 2012 gegründet, als die Aktivisten erfuhren, dass islamistische Gruppen Schulen errichten wollten. Kurzerhand ergriffen sie die Initiative um den religiösen Eiferern etwas entgegenzusetzen: Gute Bildung, die auf politische und religiöse Indoktrination verzichtet.

Vor rund einer Woche versuchten aufständische Milizen die Belagerung der Region zu durchbrechen, die zu einer schweren humanitären Krise geführt hat. Die Bilder mangelernährter Kinder gingen um die Welt. Auf die Offensive der Aufständischen antwortete das syrische Regime mit heftigem und willkürlichem Beschuss. Zeitweilig gingen annähernd 60 Luftangriffe und mehrere hundert Granaten am Tag auf das Gebiet nieder. Eigentlich gehören Erbin und die umliegenden Orte zu den von Russland, Iran und der Türkei ausgehandelten Deeskalationszonen.

“Die Flugzeuge sind 24 Stunden am Tag in der Luft”
“‘Kampfflugzeug am Himmel, Kampfflugzeug am Himmel. Lösen Sie Menschenansammlungen auf und verlasse sie die Strassen…’ Seit wir morgens aufgewacht sind hören wir diese Ansage durch die Lautsprecher der Stadt”, erzählte uns einer lokaler Aktivist Anfang der Woche. Ahmed, Mitarbeiter des betroffenen Komitees, berichtete noch kurz vor dem Angriff: “Die Flugzeuge sind 24 Stunden in der Luft, am Tag und in der Nacht. Heute hat ein Flugzeug in der Nähe einer unserer Schulen bombardiert. Der Platz in den Luftschutzbunkern reicht längst nicht für alle.”

Foto unserer Partner in Erbin, Sekunden nach dem Angriff

Die Angriffe trafen am Dienstag auch das von Adopt a Revolution unterstütze Zivile Zentrum in Erbin. 50 Meter von der Einrichtung entfernt schlug ein Geschoss ein. Mehrere Kinder wurden verletzt. In dem Zentrum geben unsere Partner Hausaufgabenhilfe, bieten Weiterbildungsmaßnahmen, psychosoziale Unterstützung und Freizeitangebote für Kinder an – darunter eine kleine Bücherei. Nun ist das Zentrum bis auf weiteres geschlossen.

Ausgerechnet Atareb
Mehrere russische Luftangriffe erschütterten am Montag Atareb, eine Stadt westlich von Aleppo. Mehr als 60 Menschen starben, der Souk der Stadt wurde zerstört. Dabei werden auch die Büros einer von uns unterstützen zivilen Initiative schwer beschädigt. Erneut bleiben zumindest unsere Partner mit viel Glück unverletzt. Seit Jahren widersetzt sich die lokale Zivilgesellschaft in Atareb extremistischen Gruppen, bei diesen Auseinandersetzungen stehen unsere Partner in der Regel an vorderster Front. Weder der IS noch die Nusra-Front ist in der Stadt präsent. Auch für Atareb gilt eigentlich ein Waffenstillstand.

Der Markt in Atareb nach den Luftangriffen am Montag

Willkürliche Bombardements ziviler Gebiete sind ein Kriegsverbrechen. Unsere Partner in Atareb haben sogar eine Kampagne mit der örtlichen Verwaltung ins Leben gerufen, um das Tragen von Waffen in der Stadt grundsätzlich zu unterbinden und so den zivilen Charakter öffentlicher Plätze zu garantieren. Für diese Angriffe gibt es keine Rechtfertigung. Unterstützen Sie die Arbeit unserer Partner vor Ort!

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