
Das Syrian Observatory for Human Rights zählte bereits vorgestern 1115 Luft- und Raketenangriffe, die 33 Zivilist*innen töteten, die Hälfte Frauen und Kindern. Mittlerweile sind es bereits mehr. Die syrischen Zivilverteidigungskräfte (White Helmets) zählten vom 15. bis 18. Dezember 113 zivile Todesopfer.
Jeden Tag, ja fast stündlich erscheinen neue Videos, die das Grauen von unter den Trümmern begrabenen Menschen dokumentieren. Wer auf die russischen Desinformationskampagnen hereinfällt und meint, diese Videos seien alle „gefaked“, dem sei versichert: Wir als Beobachter, vor allem aber alle Angehörigen der Opfer und Ersthelfer, wünschten nichts mehr auf der Welt, als dass das „Fakes“ wären.
A White Helmet volunteer and little girl named Islam, having a conversation in the most dangerous place in the world, after Russian raids had her trapped under rubble of her bombed house.We managed to rescue her alive despite a double-tap strike on the team. pic.twitter.com/VCW6VC70KG
— The White Helmets (@SyriaCivilDef) December 19, 2019
Die Retter der White Helmets sind oft „double tap“-Angriffen ausgesetzt, d.h. auf einen ersten Luftangriff folgt kurz darauf am selben Ort ein zweiter, der den Rettern gilt. Diese Menschen retten trotzdem weiter. Erst vor Kurzem eilte einer von ihnen zu einem Einschlagsort in Bdama, der sich als sein eigenes Haus entpuppte. Seine Frau und seine drei kleinen Töchter konnten nur noch tot geborgen werden.
Anwar, a volunteer in #White_Helmets, usually rescues the wounded people and bears the martyrs in his area. Today he bears the bodies of his wife and three daughters after they were killed by #Assad in the town of #Bdama. #Bdama_massacre, #Idlib pic.twitter.com/TjT33FH3EY
— Mahmoud mosa (@Mosa13Mosa) December 17, 2019
Neue Massenflucht zur Grenze
Tausende Menschen sind in den letzten Tagen aus der Region geflohen, es könnten mehrere Zehntausend sein.

Auch unsere Freundinnen von Women Now haben sich zur Flucht aus Maraat al Numan entschieden.
Today, all the members @WomenNowForDev
— WomenNow النساء الآن (@WomenNowForDev) December 20, 2019
team at Maarat al Numan had to leave their beloved city, under the none-stop life threatening air raids . „The street where we have our center is destroyed. We don’t know if the center is destroyed too.“ Muzna
In Idlib Stadt sind unsere Partner*innen damit beschäftigt, sich um die neu ankommenden Binnenflüchtlinge zu kümmern. Viele schlafen im Freien. In den Häusern, die ihre Türen für Flüchtende öffnen, ist kein Platz mehr.
Während die Not der Vertriebenen in der Region immer größer wird, haben Russland und China im UN-Sicherheitsrat mit einem Veto humanitäre Hilfslieferungen nach Nordsyrien verhindert. Russlands Argument: Die Situation habe sich schließlich verbessert.
Wir sammeln hier Spenden für humanitäre Hilfsaktionen unserer Partnerinitiativen in Idlib und im Nordosten:
Am verzweifelsten ist die Lage derer, denen die Mittel zur Flucht fehlen.
#Syria #Idlib
— MrRevinsky (@Kyruer) December 20, 2019
As this man said today, many civilians don’t have a vehicle to flee from Maraat al-Nouman. That’s why the work of @kparadiseorg is essential.https://t.co/rm4KhnsOup pic.twitter.com/UGZQ5envGt
Wer jetzt nach Maraat al Numan fährt, um Menschen zu evakuieren, riskiert sein Leben. Es gibt Menschen, die tun das trotzdem.
Our bravest field team rented vans and started evacuating the poorest of Maarat al Nouman towards north. @kparadiseorg #ادلب_تحت_النار#قف_مع_ادلب#stand_with_idleb https://t.co/YdfBRXiQOq
— Simona Jeger (@simonajeger) December 20, 2019
»Öffnet die Grenze oder stoppt das Töten«
Hunderte Menschen bewegten sich gestern zur türkisch-syrischen Grenzübergang Bab al Hawa und forderten die Türkei auf, die Grenze zu öffenen oder die Menschen in Idlib zu schützen. Die Türkei ist laut Astana-Vereinbarungen Sicherheitsgarant für die „Deeskalationszone“ Idlib. Die Demonstrierenden an der Grenze wurden von der HTS-Miliz mit Tränengas und Schüssen von der Grenze ferngehalten.

Eine Person, die bei Jandaris ein Türkei-kritisches Grafitti an die Grenzmauer sprühte, wurde offenbar von der Miliz Failaq Al Sham festgenommen und an den türkischen Geheimdienst übergeben.

In Idlib-Stadt gingen zahlreiche Menschen auf die Straße und protestierten gegen die Angriffe des Regimes und der russischen Armee.

Und hier?
Bis zur Stunde gibt es in deutschsprachigen Medien kaum Medienberichterstattung zur Situation in #Idlib. Nach Homs, Ost-Aleppo, Ost-Ghouta, Dar’a und ähnlichen Offensiven ist das vom Assad-Regime und Russland verantwortete Grauen keine Nachricht mehr. Es ist schlicht immer dasselbe, und niemand hält es auf.