Im Nordosten Syriens herrscht Krieg. Kein offizieller, denn noch ist die Türkei nicht zum finalen Angriff übergegangen. Aus den Grenzgebieten flüchten aber bereits die Menschen. Wenn Erdoğan zum finalen Schlag ausholt, muss es dann schnell gehen, um möglichst vielen Menschen Schutz bieten zu können.
Unsere Partner*innen vom PÊL Civil Waves Zentrum haben die Bilder der letzten völkerrechtswidrigen Türkei-Offensive 2019 noch gut vor Augen. Damals strömten die Menschen aus dem Umland in die Städte, weil zunächst auf äußere Militärstützpunkte gezielt wurde – kurz darauf standen aber auch die Innenstädte unter Beschuss. Es gab Massenpanik, nicht genug Wasser, Nahrungsmittel oder Unterkünfte, dafür nahm die Zahl der verletzten Zivilist*innen stetig zu.
(Bereits bei der türkischen Invasion 2019 leisteten die Aktivist*innen von PÊL Nothilfe: Sie öffneten ihre Zentren für Flüchtende, brachten ein Schulgebäude in Schuss, damit fliehende Menschen ein Dach über dem Kopf haben, verteilten Nahrungsmittel, Decken und Hygieneartikel und gingen auch gegen Fake News vor.)
Unsere Partner*innen nutzen die Zeit, die noch bleibt
Deshalb warten die Aktivist*innen von PÊL nicht einfach ab, was da kommen mag, sondern bereiten sich und andere auf den finalen Ernstfall vor. Sie schulen derzeit so viele Freiwillige wie möglich in erster Hilfe, damit im Notfall Menschen schnell geholfen werden kann. Im Zentrum wurde zudem ein Krisenstab eingerichtet, dessen Mitglieder für den Umgang mit Krisensituationen geschult wurden. Sie sind verantwortlich für die Verteilung von Nothilfe: Sie müssen in kürzester Zeit die Anzahl der Menschen in Not erfassen und deren Bedarfe ermitteln können, damit schnelle Eingreifgruppen diese gezielt versorgen können und keine Zeit verloren geht.
Deshalb steht an oberster Stelle, schnell zu erfassen, was genau passiert ist, wer ist von wo geflohen, die genaue Anzahl der Familienmitglieder und was diese benötigen. Das fordert den Einsatzkräften vom PÊL-Zentrum viel ab: Sie müssen im schwierigsten Kriegszeiten die Nerven behalten, Ruhe bewahren, konzentriert arbeiten und müssen mit Menschen agieren, die sich in Schock-Zuständen befinden. Keine leichte Aufgabe.
Aber auch alle anderen Freiwilligen bereiten die Aktivist*innen auf die bevorstehende Krisensituation vor und spannen sie in ihr Netzwerk ein, um Informationen zu streuen. Über verschiedene Online-Tools können so Infos zu Nothilfe, Unterstützung und vieles mehr schneller geteilt werden. Eine schnelle Informationsverbreitung ist auch wichtig, um gegen Fake News vorzugehen. Diese hatten sich bei der letzten türkischen Invasion immer wieder wie ein Lauffeuer verbreitet und haben nicht selten zu Massenpaniken geführt.
Ausnahmezustand als Normalzustand
Auch wenn der Aufbau einer Nothilfeinfrastruktur viel Arbeit ist und Zeit benötigt: Die eigentliche Zentrumsarbeit geht weiter. Eine Unterbrechung kommt hier trotz der Mehrfachbelastung nicht in Frage – dafür ist die Arbeit zu wichtig. Das Zentrum ist so etwas wie ein Demokratielabor: Es bietet sichere Räume zum Austausch und Arbeit an einer friedlichen und freien Gesellschaft. Darüber hinaus versuchen die Aktivist*innen die Folgen der bereits lange anhaltenden ökonomischen Krise abzufedern und bieten insbesondere Jugendlichen eine Zukunftsperspektive.
Ein kurzer Einblick in die wichtige Arbeit vom PÊL Civil Waves Zentrum:
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