Wenige Tage bevor sich der Beginn der Revolution in Syrien Mitte März zum zehnten Mal jährt, ist internationaler Frauentag. Viele unserer Partnerprojekte werden diesen Tag mit Aktionen und Veranstaltungen begehen – und damit islamistischen und patriarchalen Kräften in der Region zeigen: Diese Revolution ist nicht eure Revolution! Gleichberechtigung ist nicht alles – aber ohne Gleichberechtigung ist alles nichts!
Lesen Sie hier Stellungnahmen unserer syrischen Partner*innen zum internationalen Frauentag…
…und unterstützen Sie ihre zivilen Projekte in Syrien mit Ihrer Spende!
Marah vom Sawaedna Zentrum Ariha
“Früher hieß es, wir kämpfen für die Rechte von Frauen, weil sie die Hälfte der Gesellschaft ausmachen. Aber inzwischen sind hier die Frauen die ganze Gesellschaft. Im Krieg arbeiten die Männer nicht, und es wird für selbstverständlich genommen, dass die Frauen gleichzeitig Geld verdienen und die Kinder versorgen. Am Frauentag geben wir uns gegenseitig Aufmerksamkeit und Wertschätzung. Und als Zentrum unterstützen wir die Frauen in ihrem Kampf für Gleichbehandlung und dabei, die vielen Verantwortungen zu übernehmen. Das ist wichtig, denn sie erziehen die neue Generation ran – was inmitten dieses Konflikts eine unglaublich wichtige Rolle ist!”
Ihre Kollegin Sara vom Sawaedna Zentrum ergänzt: “Die Befreiung der Frau muss ein integraler Bestandteil der emanzipatorischen Befreiung der Völker sein. Sich für Frauenrechte einzusetzen heißt auch, für einen zivilen Staat zu streiten mit Staatsbürger*innenrechten für alle.”
Muntaha, Vorschule “Hoffnung” in Idlib
“Vor der Revolution waren Frauen einem massiven gesellschaftlichen Druck ausgesetzt. Ihnen wurde suggeriert, sie bräuchten keine Bildung, keinen Job, wenn sie nicht zwingend auf das Geld angewiesen sind. Eine Familie, eine Ehe, ein Haus und eine finanzielle Absicherung würde reichen, um glücklich zu sein. Mir ging es auch so, aber die Revolution hat das auf den Kopf gestellt: Ich wollte mich einbringen und etwas verändern – und vielen anderen Frauen geht es genauso.
In der Revolution sind wir progressiver geworden. Sexualisierte Gewalt oder Gewalt in der Ehe war vor 2011 ein Tabu, Scheidung ebenfalls. Aber mit der Revolution hat sich das geändert. Es ist heute viel einfacher möglich zu sagen: Ich wurde geschlagen. Ich wurde Opfer sexualisierter Gewalt. Ich wurde missbraucht. Natürlich längst nicht überall und längst nicht für alle. Aber viel mehr Frauen sagen jetzt: Ich fordere meine Rechte ein!”
Muntaha war in ihrer Heimatstadt Zabadani in der Revolution aktiv. Nach der Vertreibung nach Idlib ließ sie sich scheiden, holte ihren Studienabschluss nach und gründete eine Vorschule, um Kindern gewaltfreie Erziehung zu ermöglichen.
Souad, “Makers of Change” aus Kafranbel
“Der Frauentag bedeutet für mich, dass wir unsere Errungenschaften feiern – und damit Energie für das nächste Jahr sammeln. An diesem Tag zeigen wir der Gesellschaft, dass wir Anführerinnen sind in schwierigen Situationen – inmitten von Krieg und Vertreibung. Die Potenziale von Frauen waren aufgrund der Dominanz des Patriarchats so lange verschüttet. Die Revolution und ihre Folgen waren die Funken, die uns ermöglicht haben, unsere Stärke hervortreten zu lassen.
In meiner Arbeit begegne ich immer wieder Frauen, die wirkliche Kämpferinnen für die Gute Sache sind, aber nicht öffentlich auftauchen wollen, weil dies bei uns oft noch gesellschaftlich sanktioniert ist. Das muss sich ändern!”
Souad musste vor der vorrückenden Assad-Armee fliehen – und unterstützt mit ihrer Frauengruppe selbst Geflüchtete. Im Juni 2020 machte sie sich in einer Rede auf der von EU und UN ausgerichteten Brüsseler Syrien-Konferenz für Frauenrechte stark.
Huda Khaity, Frauenzentrum Idlib
“Du fragst, was wir zum Jahrestag der Revolution Mitte März geplant haben? Noch nichts, wir sind noch viel zu beschäftigt, um unsere Aktionen zum internationalen Frauentag vorzubereiten!”
Huda wurde im April 2018 aus Ost-Ghouta vertrieben, ihr Frauenzentrum zerstört. Kaum in Idlib angekommen, baut sie ein neues Zentrum auf, mit dem sie unter islamistischer Herrschaft weiter für Frauenrechte streitet.
Syrienweit unterstützt Adopt a Revoution sechs Projekte, die sich in erster Linie für die Stärkung von Frauenrechten einsetzen. Damit verteidigen sie die Freiheiten, welche die syrische Revolution Frauen ermöglicht hat. Helfen Sie mit, stärken Sie diese Arbeit mit Ihrer Spende!